Orchester
Im Dezember 2015 gaben die Nordkurier Sinfoniker in der Neubrandenburger Konzertkirche ein fulminantes Doppelkonzert – der Grundstein für die heutige Neue Philharmonie MV.
Die Geschichte dieses außergewöhnlichen Orchesters nimmt Weihnachten 2015 in Mecklenburg-Vorpommern ihren Lauf.  Musikerinnen und Musiker aus aller Welt, die auf dem Sprungbrett in eine Profikarriere sind, sammeln im Nordosten Deutschlands wichtige Erfahrungen und erleben unvergessliche Momente. Teil 1: Von den Nordkurier Sinfonikern zur Neuen Philharmonie Die Erfolgsgeschichte der Neuen Philharmonie in Mecklenburg-Vorpommern beginnt bereits ein Jahr vor der offiziellen Gründung des Orchesters. Damals, in der Weihnachtszeit 2015, begeistert ein junges Sinfonieorchester aus Berlin die Zuhörerinnen und Zuhörer in der Neubrandenburger Konzertkirche mit der berühmten „Nussknacker-Suite“ von Peter Tschaikowski. Bei diesem Doppelkonzert für Kinder und Erwachsene, zu dem die regionale Tageszeitung Nordkurier ihre Leser eingeladen hat, läuft längst nicht alles perfekt. Doch der ein oder andere nicht getroffene Ton wird an diesem Abend von etwas viel Stärkerem schlicht wettgemacht: Von Herzblut. Leidenschaft. Und Spielfreude. Stehende Ovationen bei Premiere der Nordkurier Sinfoniker Den sympathischen Einsatz der als Nordkurier Sinfoniker unter der Leitung von Andreas Schulz aufspielenden Nachwuchs-Musikerinnen und -Musiker belohnen die Neubrandenburger Konzertgäste am Ende mit stehenden Ovationen. „Herrlich erfrischend!“ sei dieser unorthodoxe und angenehm unsteife Auftritt über die Bühne gegangen, was sofort mehrstimmige Rufe nach einer Wiederholung der Veranstaltung in der wunderbaren Konzertkirche nach sich zieht. Ein Wunsch, der sich in den folgenden Jahren erfüllen wird. Die Nordkurier Sinfoniker gastieren seither regelmäßig mit Konzerten für Kinder und Erwachsene in der erhabenen Spielstätte. Das Orchester, welches anfangs größtenteils aus engagierten Musikliebhabern und Musikstudenten besteht, die allesamt für die Klassik brennen, professionalisiert sich rasch auf eindrucksvolle Weise.  Die Marschrichtung unter Chefdirigent Schulz ist vielversprechend: „Bei den Nordkurier Sinfonikern sind junge Spitzenmusiker zu erleben, die vielleicht in zwei oder drei Jahren in Spitzenorchestern spielen werden.“
Sinfoniker
Im Dezember 2015 gaben die Nordkurier Sinfoniker in der Neubrandenburger Konzertkirche ein fulminantes Doppelkonzert – der Grundstein für die heutige Neue Philharmonie MV.
Neue Philharmonie bringt klassische Musik zu den Menschen Doch zunächst ist da eine große Idee, eine gemeinsame Vision, von Orchesterleiter Andreas Schulz und dem damaligen geschäftsführenden Chefredakteur des Nordkurier, Lutz Schumacher, die Ende 2016 zur Gründung der Neuen Philharmonie MV führen wird. Im Kern geht es den beiden Klassikfreunden darum, Menschen niedrigschwellig an klassische Musik heranzubringen. „Mit der Neuen Philharmonie wollen wir raus aus den Zentren der klassischen Musik wie Berlin oder auch Neubrandenburg“, sagt Schulz seinerzeit dem Nordkurier im Interview. Denn es sei schade, dass es jenseits der Großstädte kaum noch Angebote für diese besondere Form der musischen Unterhaltung gebe. Lange ist es her, als die legendäre Philharmonie Neubrandenburg zu DDR-Zeiten regelmäßige Musikreisen durch die Provinz unternahm und dabei in Mecklenburg-Vorpommern durch Anklam, Demmin, Teterow oder Malchin tourte. Städte, in denen heute kein regulärer Orchesterbetrieb mehr möglich ist. Das wollen Schulz und Schumacher – noch unter dem Eindruck der ersten Gastspiele der Nordkurier Sinfoniker – möglichst bald ändern, in dem sie neue Wege beschreiten und nicht weniger als eine kleine Orchesterrevolution vorbereiten. Mit der Neuen Philharmonie entsteht 2016 jedenfalls ein neuartiges Orchester, das sich natürlich in der mitteleuropäischen Kulturtradition klassischer Musik versteht, aber in der Breite sozial und kulturell wirken möchte, um so in und mit der Gesellschaft wichtige Impulse zu setzen.
NK-Sinfoniker
Mit seiner Neuen Philharmonie will Andreas Schulz bewusst neue Wege gehen: Raus aus den Klassikmetropolen und rein in die Regionen, die schwer Zugang zu klassischer Musik haben.
Ungewöhnliche Auftrittsorte „mit viel Überraschungspotenzial“ Mecklenburg-Vorpommern kommt dabei eine besondere Modell-Rolle zu. Im Osten des Bundeslandes startet die Neue Philharmonie MV im Herbst 2018 die Konzertreihe „Stadt.Land.Klassik!“. Bei der gefeierten und fast ausverkauften Premierentournee ertönen „Die Zauberflöte“ von Wolfgang Amadeus Mozart und Tschaikowskis „Schwanensee“. Zu den vielen Herausforderungen dieses kühnen Pilotprojektes des Orchesters zählen binnen einer Konzertwoche so unterschiedliche und ungewöhnliche Auftrittsorte wie die Nikolaikirche in Anklam, die Volksbühne in Ueckermünde oder eine Sporthalle in Demmin, die laut Schulz allesamt „viel Überraschungspotenzial“ bieten. „Anfangs stießen wir ab und an auf Ungläubigkeit“, erinnert sich Lutz Schumacher an den Start von „Stadt.Land.Klassik!“. „Danach standen uns dann aber die Türen in fast allen Rathäusern extrem weit offen.“ Auf großen Zuspruch bei den Menschen im Nordosten stößt schließlich die erste Tournee, die durch eine finanzielle Unterstützung durch das Land MV ermöglicht wurde und hinter den Kulissen ein bisschen was von einer Klassenfahrt hatte. „Das Orchester hat sich in der Zeit sehr zum Positiven verändert – angefangen von der Organisation bis zum Gesamtklang“, schaut Alba San Quirico Corral, die seit Gründung der Neuen Philharmonie deren Konzertmeisterin ist, auf die Anfangszeiten zurück. Keine Frage, für Alma ist das aufstrebende Sinfonieorchester „ein wichtiger Teil meines Lebens“. Und für die Menschen in Mecklenburg-Vorpommern, gewissermaßen dem Mutterland des Sprungbrett-Orchesters in die Weltelite der klassischen Musik, zieht mit „Stadt.Land.Klassik!“ fortan wieder Kultur durch die Region, die ebenso begeistert wie dankbar angenommen wird. In Teil 2 lesen Sie: Kinderkonzerte in allen Grundschulen des Landes und der Traum vom bundesweit agierenden Orchester
Alba San Quirico
Für Konzertmeisterin Alba San Quirico Corral ist die Neue Philharmonie „ein wichtiger Teil meines Lebens“.
von Sirko Salka